Borges’ Blick auf die deutsche Romantik. Eine Ästhetik des Marginalen.
Würzburg, Ergon-Verl, 2004. 8°. 441 Seiten. Softcover / Kartoniert. Sehr guter Zustand mit nur absolut geringen, rein äußerlichen Gebrauchsspuren. KEINE Anstreichungen. KEIN Mängelexemplar. [Klassische Moderne ; Bd. 1.]
Ein hervorstechendes Merkmal des argentinischen Schriftstellers Jorge Luis Borges (1899-1986) ist seine eigenwillige Auseinandersetzung mit zentralen Texten der Weltliteratur. Die deutsche Romantik – scheinbar zunächst nur ein Prätext unter vielen – erweist sich dabei als zentrale Inspiration für eine paradoxe Ästhetik, die sich selbst in einer bewussten kulturellen Peripherie ansiedelt und aus dieser Grenzsituation heraus Kreativität und Subversivität schöpft. Borges Sicht von der deutschen Romantik ist eine zweifache: Zum einen prägen ihn populäre Vorstellungen von einem romantischen deutschen Geist, die nicht unbeeinflusst bleiben können von der zeitgenössischen Pervertierung der Kulturgeschichte durch die Nationalsozialisten. Zum anderen findet eine reflektierte Auseinandersetzung mit der romantischen Philosophie und Ästhetik statt, vor allem mit Novalis und Schopenhauer. Borges befasst sich mit der Konzeption einer lesbaren Welt, vor allem aber mit der romantischen Schwellenästhetik, die bei ihm zu einer Ästhetik der bewussten kulturellen Marginalität wird.
Die aus der Philosophie des Idealismus herrührende Fähigkeit des Menschen, eine textualisierte Welt in Form eines Buches zu erschaffen, führt in Borges Fiktion zu einem paradoxen Schöpfungsvorgang, der aufgrund der Beschränktheit menschlichen Denkens notwendigerweise in der Totalität enden muss. Die Funktion der Natur als lesbare Chiffre wird im Werk des Argentiniers von einem mythisch verklärten Buenos Aires übernommen. Doch daneben tritt die wilde Natur als Kontrast zur Urbanität hervor und kann sogar zum Handlungsträger avancieren, so in Erzählungen, die tiefe strukturelle Gemeinsamkeiten zu Ludwig Tiecks Märchen aufweisen.
EUR 78,--
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